DAS GUTE LEIDEN DES SCHWARZEN KÖRPERS. HEILPHANTASIEN DEUTSCHER LESERINNEN

SABINE BROECK

In den letzten Jahrzehnten erweist sich die moralische Aufwertung der weißen Leserin durch ihre unbedingte Identifikation mit dem Leid schwarzer versklavter Opfer als wiederkehrender Topos in der deutschen weiß-feministischen Rezeption schwarzer Frauenromane (allen voran BELOVED von Toni Morrison). Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Wunsch, durch diese Emphase auf der Seite einer „Heilung“ der Geschichte zu stehen, und der Verdrängung einer weißen Verantwortung für die eigene strukturelle, wenn nicht zwingend individuelle Position rassistischer Macht – und inwiefern wird hier auch eine strategische Distanzierung von der Geschichte böser, zerstörerischer männlicher (deutscher) Täterschaft demonstriert?

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